„Andere stricken – ich falte Origami“

Einmal im Monat haben Bastelfreunde die Möglichkeit mit Diego G. Ahrendt ihre Origami-Fähigkeiten auszuprobieren und zu verbessern. Wir haben mitgebastelt. Und wer möchte, kann es heute Abend in der Yuma Bar auch tun.

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Dienstag, 17. Januar 2017

Diego bastelt eine Figur nur noch ein einziges Mal nach Anleitung, dann hat er sie komplett im Kopf. Das Eichhörnchen sei seine Lieblingsfigur. Angefangen hat er mit einem Frosch und einem Elefanten, die er aus Langeweile mit Hilfe eines Buches nachgefaltet hat – die Origami-Kunst hat er sich selbst beigebracht. Mit 10 Jahren hat er begonnen und faltet nun schon seit über 30 Jahren kontinuierlich kleine Papierstücke zu hübschen Modellen. „Ich mache das aus Spaß, so wie andere in der U-Bahn stricken, falte ich nebenbei kleine Origami-Figuren“.

Jeden dritten Dienstag im Monat kann man sich mit Diego Garcia Ahrendt in der Yuma Bar in der Faltkunst üben. Tiere oder Blumen entstehen als kleine Kunstwerke. Fast alle Anwesenden versuchen sich tatsächlich wie ich zum ersten Mal in der Origami-Kunst. Obwohl es bei Diego so einfach aussieht, kommt man ziemlich schnell ins Schwitzen. Zuerst wird eine Blume geübt, sie ist ein Anfängermodell. Hier versagen schon meine Faltgenauigkeit, sowie meine Konzentration. Teilweise reißt das Papier beim Herausziehen der Blütenblätter. Ich kann mir keine Faltung merken, obwohl beim Origami alles spiegelgleich auf der anderen Seite wiederholt wird. Kurz fühle ich mich in meine Kindergartenzeiten zurückversetzt,  in denen ich mir beim Basteln genauso schwer getan habe wie jetzt beim lockeren Origami-Treff.

Das Eichhörnchen ist seine Lieblingsfigur: Origami-Meister Diego G. Ahrendt, Foto: Max Büch

Mit der Hilfe von Diego schaffe ich noch mit letzter Kraft den klassischen Kranich aus dem Papier zu zaubern. Dieser ist sogar eine animierte Origami-Figur: bewegt man die Schwanzfeder hoch und runter, schlägt er mit den Flügeln und bewegt seinen Schnabel hoch und runter.  Ich bin am Ende und steige erst mal aus, während die anderen unter Diegos strengen Augen noch zu einem Kamel fähig sind.

Diego kommt ursprünglich aus Madrid und ist Bühnenbildner in Berlin. Zuvor hat er an Schulen mit Kindergruppen Origami gebastelt, nun bietet er sein Hobby kostenlos einmal im Monat in der Yuma Bar an. Joao der Barbesitzer erzählt, dass Diego ein guter Freund von ihnen sei und bei seinen Barbesuchen  regelmäßig kleine Origami-Figürchen entstanden sind. Die Leute hätten immer neugierig gefragt, wer die bunten kleinen Kunstwerke am Tresen gemacht habe und so entstand die Idee einen Origami-Workshop in der Bar anzubieten.

Zum Staunen und erstaunlich anstregend zu basteln: Origami-Kamele, Foto: Max Büch

Mittlerweile sind noch drei weitere Origami-Interessierte dazu gestoßen. Es wird eng am Basteltisch mit allen Biergläsern. Eine Frau erzählt, dass man einen kleinen Yoda zweifarbig mit seinem Stock und Rucksack falten könne. Als nächstes ist aber zuerst ein Kamel an der Reihe. Die Konzentration wird schwächer bei den Teilnehmenden. Das mag auch am starken belgischen Bier liegen, das man hier in verschiedenen Ausführungen zu trinken bekommt. Das Tempo ist schnell und Diego auch etwas streng, aber er erklärt alles geduldig noch mal, schaut bei jedem und hilft bei der Faltung. Wer noch Nerven und Fingerfertigkeit besitzt, darf sich anschließend noch im Modular-Origami versuchen. Bei dieser Technik werden mehrere, verschiedene, abstrakte Figuren gefaltet und später ineinander gesteckt.

Origami kann auch anstrengend sein, vielleicht wird es in einigen Kreisen auch als Faltsport betrachtet. Auf jeden Fall braucht es Geduld, ein wenig Übung, Konzentration und die Liebe zum Detail. „Ich glaube ich sollte für heute aufhören, aber danke“, entschuldigt sich eine Teilnehmerin höflich und sinkt müde auf die Bank, um sich eine Zigarette anzuzünden. Ein kleiner bunter Origami-Zoo dekoriert zum Schluss den Basteltisch.

Origami-Workshop in der Yuma Bar, jeden 3. Dienstag im Monat, 20.30 Uhr. Die nächsten Termine: 17. Januar, 21. Februar, 21. März.

Dieser Artikel ist erstmals am 19. Februar 2013 auf neukoellner.net erschienen.