This ain’t fuckin Paris!

Touristen lieben Berlin, aber Berlin liebt die Touristen nicht. Zwei Ausstellungen machen den Berliner Lieblingsfeind zum Thema. (mehr …)

Text:

Sonntag, 16. Juni 2013

Text: Lea Becker

„Tierische Besucher“ heißt eine Reihe von Karikaturen, die ausgerechnet im Hotel Karibuni zu sehen ist. Sascha Sudeick hat sie eigens für 48 Stunden Neukölln geschaffen. Auf den Bildern stellt er Touristen als Tiere dar.

„Tierische Besucher“ von Sascha Sudeick im Hotel Karibuni

Eine Schafherde von Fototouristen an der Sonnenallee etwa, eine Eule auf Bildungsreise und Schweine beim Pubcrawl. Daneben werden auch Hipster, Prolls und Schwaben auf’s Korn genommen, schließlich sind Touristen in Berlin ja nicht die einzige unbeliebte Randgruppe. Wirklich kritisch sind Sudeicks Bilder zwar nicht, dafür aber ganz nett anzuschauen.

Berlin Loves You Not

Eine Spur subversiver geht es dagegen auf Berliner Haus- und Toilettenwänden zu, wie die Fotoausstellung „Berlin does not love you?!“ zeigt, die im Parkhaus der Arcaden zu sehen ist. Die Bilder entstanden während der Recherche zum Dokumentarfilm „Welcome Goodbye“, der sich ebenfalls dem Thema Tourismus in Berlin widmet.

Filmemacherin Nana Rebhan machte sich auf der Suche nach den Spuren, die die Touristenfeindlichkeit im Stadtraum hinterlassen hat. Exemplarisch dafür sind Sticker mit Sprüchen wie Berlin does not love you und Du bist kein Berliner. Doch in der Ausstellung geht es nicht um dumpfes Touristenbashing, sondern um eine „Diskussionskultur, die an den Wänden dieser Stadt stattfindet“, wie die Veranstalter im Begleittext feststellen. So zeigt eines der Bilder das bekannte Graffiti No more Rollkoffer!, im Bild daneben sieht man dasselbe Graffiti noch einmal, diesmal ist es mit blauer Farbe durchgestrichen worden. Ein anderes Bild zeigt ein durchgestrichenes Fuck tourist an einer Häuserwand, No Nazis!! steht darunter geschrieben.

Noch diskussionsfreudiger geht es auf Berliner Toilettenwänden zu. Ganze Gespräche sind dort nachzulesen. tourism the way you do it, is a pain in the ass so please fuck off steht an einer dieser Wände geschrieben. Um diesen Stein des Anstoßes herum ist gleich eine ganze Reihe von Reaktionen nachzulesen: haven‘t we all been drunken tourists in Amsterdam, Barcelona or London, so what the hak? BE WELLCOME!!! schreibt einer. YOUR economy depends on us! BASTARD! meint der nächste. DREAM ON  heißt es daraufhin, und dann noch: THIS AIN‘T FUCKIN PARIS!

Tierische Besucher, Ausstellung im Hotel Karibuni, Neckarstr. 2
Gemeinschaftsausstellung im Parkdeck der Neukölln Arcaden, Karl-Marx-Str. 66

Die Fotos dieses Artikels wurden mit der Olympus OM-D E-M5 erstellt, mit freundlicher Unterstützung von