Pflanzen, die verbinden

Urbangardening_2Unser Kiez soll grüner werden: Ein nachbarschaftliches Projekt pflanzte Essbares im öffentlichen Raum und sorgte nebenbei für neue Begegnungen und Austausch im Schillerkiez. (mehr …)

Dienstag, 10. September 2013

Die Stadt als offener Obst- und Gemüsemarkt. Ein wunderbarer Gedanke, der in so manchen Köpfen und Herzen unserer Zeit lebt und Anfang dieses Jahres durch Brigitte Ella seinen Weg zur neuen GärtnerInnengruppe der Warthestraße fand. Die Geschichte dieser Idee rund um den Wartheplatz und seine NachbarInnen ist ein wenig älter, aber nun war sie reif, um in die Tat umgesetzt zu werden.

Anfang April, als der Frühling noch auf sich warten ließ, lud Eva Eichert, Leiterin des Warthe-Mahls, Anja Fiedler von der Initiative „Stadt macht satt“ ein, um ihre Erfahrungen aus der Gärtnerei im öffentlichen Raum mit den AnwohnerInnen zu teilen. Offensichtlich war es ein sehr inspirierender Vortrag, denn am selben Abend gründete sich eine Gruppe, die sehr schnell mit den Vorbereitungen eines „interkulturellen Hängegartens in der Warthestraße“ begann.

Unter dem Namen „PflanzBar“ suchen sie vor allem die nachbarschaftliche Begegnung und Zusammenarbeit. Marieke Piepenburg und Stephan Hartmann, zwei der Gründer dieser Idee, sind fest davon überzeugt, dass „die gemeinsame Leidenschaft für das Säen, Ernten und Verzehren der Pflanzen Verbindungen zwischen Menschen schafft“. Und noch bevor die Aussaat überhaupt begonnen hatte, war diese Verbindung bereits deutlich zu spüren.

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Erste Ergebnisse der Saat auf dem Fensterbank

Selbst diejenigen, die sich aus dem einen oder anderen Grund nicht beim Anpflanzen beteiligen wollten, spendeten z.B. Blumenkästen oder Tontöpfe. Auch eine Bauplane, Malervlies, Eierkartons, Tetrapaks und Stumpfhosen wurden beigetragen. Materialien, die – auch wenn nicht sofort einleuchtend – von großer Bedeutung für die Umsetzung dieses Projektes sind.

Die Pflanzen werden zuerst zuhause, in Eierkartons und kleinen Blumentöpfen hochgezogen, um anschließend ausgepflanzt zu werden. Während dieses Zeitraums werden die Pflanzgefäße für die spätere Auspflanzung erstellt und gestaltet. Recycelte Tetrapakkartons werden aufgeschnitten und mit alten Strumpfhosen witterungsbeständig gemacht. Denn, wie Marieke und Stephan von der Erfahrung der Initiative „Stadt macht satt“ lernen konnten, würden die Kartons ohne zusätzliche Beschichtung nicht lange halten. Aus diesem Grund werden sie mit Strumpfhosen und lösungsfreiem Kleber beschichtet. Der nächste Schritt ist, aus der Bauplane und dem Vlies Pflanztaschen zu nähen, um diese beispielsweise am Käfig um den Fußballplatz am Wartheplatz aufzuhängen.

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Junge Gärtnerinnen bei der „EssBar“ am Wartheplatz

Nachdem die Jungpflanzen herangewachsen waren, wurde eine besondere Auspflanzung organisiert. Bei der Veranstaltung „EssBar – ein Fest(essen)“ kamen Anwohner und Hobbygärtner am Wartheplatz zusammen, um einen Freiluftgarten zu installieren. Es war eine Veranstaltung, an der sich jede und jeder beteiligen konnte. Ein Straßenfest mit Musik, Informationen und gemeinsamen Essen.

Für die Sommerausgabe haben alle Neuköllner Kiezzeitungen einige ihrer Seiten dem gemeinsamen Thema “Essen in Neukölln” gewidmet – wir haben für neukoellner.net daraus ein kleine Sommerserie gemacht. Dieser Text ist ursprünglich in der Juni-/Juliausgabe der Promenadenmischung erschienen. Dazu ein aktueller Nachtrag:

Vom Garten ist mittlerweile nichts mehr zu sehen – die Pflanztaschen wurden entfernt und mitgenommen. Das sei zwar auch so beabsichtigt gewesen, „aber ein bisschen an Vandalismus grenzt es schon“, so Eva Eichert. Die Leiterin des Warthe Mahls war an der Initiative beteiligt. Noch ist nicht sicher, ob es im nächsten Jahr wieder eine Gartenaktion geben wird. Interessenten können sich direkt beim Warthe Mahl informieren.