„Man liebt Berlin und man hasst Berlin“

Der Künstler und Fotograf Hector Ventura hat sieben Jahre in Berlin gelebt und wollte heute all jene Wertsachen in Neukölln auf der Straße verschenken, die für ihn einen emotionalen Wert haben. Gar nicht so einfach.

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Montag, 14. Mai 2012

So schnell kommt man zu einem gebrauchten Discman und zwei gelben, hochwertigen Mini-Lautsprechern von Sony. Ich hatte mich eigentlich auf eine Wegbeschreibung eingestellt und werde stattdessen gefragt, ob ich etwas geschenkt haben möchte. Hector heißt er, rennt mit einem Umzugskarton herum und möchte seine emotionalen Wertgegenstände loswerden.

Mit 21 Jahren hat es den Spanier von Valencia nach Berlin verschlagen – erst nach Lichtenberg, dann Friedrichshain und zuletzt nach Neukölln. Sieben Jahre, die ihn weitergebracht haben. Viel Zeit, die er sehr genossen hat, aber teilweise auch sehr anstrengend fand: „Man liebt Berlin und man hasst Berlin.“ Zuletzt hat er den Winterhass nicht mehr ertragen, hat seine Entscheidung wegzugehen, entgültig gefällt.

Der "emotionale Müll" von Hector Ventura

Er kenne viele, die wie er eigentlich wegwollen von Berlin und es aber doch nicht schaffen. Deshalb die Kiste, deshalb die Geschenke. Er möchte den emotionalen Anker der ihn in dieser Stadt hält, endlich herausreißen und die Sachen, mit denen er Erinnerungen und Emotionen an Berlin verbindet, sind Teil dieses Ankers. Alejandro Jodorowsky, ein bekannter chilenischer Regisseur und Schriftsteller habe ihn dazu inspiriert, seine Sachen als Aktion zu verschenken und nicht einfach nur irgendwo hinzustellen. Das sei teilweise auch sehr interessant und schön. Es beruhige ihn, dass der Discman und die Boxen bei mir in guten Händen seien. Die meisten Leute, die er anspricht, wollen allerdings nicht glauben, dass ihnen tatsächlich jemand etwas schenken möchte. Sie schütteln ihre Köpfe, winken ab und wagen nicht einmal einen Blick in die Kiste.

Mit ein bisschen Glück gibt es hier hingegen bald noch einen tieferen Blick in die Kiste von Hector Ventura – ein paar Schmuckstücke seiner Fotografien von Neukölln.