Simi und der versteckte Fame

Für ihre Show sucht, findet und bequatscht Simi Simon ihre Gäste stets in Eigenregie. Wie genau sie dabei vorgeht und welche Gedanken sie dabei plagen und quälen, berichtet sie in dieser Kolumne. Diesmal mit  Bettina Rust und Misha G. Schöneberg.

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Freitag, 6. Oktober 2017

Bettina Rust, the Voice, die grandiose Sonntagnachmittagsschönheit von Radioeins antwortete circa zwei Jahre nach meiner ersten Anfrage – endlich – sie würde uns ein Zeitfenster öffnen und uns zur Oktoberausgabe einen Besuch im Valentinstüberl abstatten.

Sie habe immer so ein verdammtes Problem mit der Zeit. Die Zeit sei eine dämliche Erfindung. Aber jetzt: Große Freude meinerseits, denn als bekennende FameinistIn hatte ich ihren Namen schon auf meiner Liste seit der ersten Stunde.

Ich liebe ihre Sendung „Hörbar Rust“ sehr, ein ehrliches Produkt. Eine zweistündige Radiosendung, bei der ich eintauchen und auf herrlich unspektakuläre Weise Fame ganz nah erleben kann. Die Gäste der Hörbar lesen sich darüber hinaus wie meine persönliche Who-is-Who-Liste und lassen mein FameinistInnen-Herz höher schlagen, logisch: Martin Suter, Adele Neuhauser, Helge Schneider, Fahri Yardım und Lars Eidinger waren alle schon bei Bettina im Radio drin.

„The Voice“ Bettina Rust kann auch gut zuhören. Oder muss, wenn Simi loslegt

Noch im Vorfeld dachte ich, ich würde eine aparte Blondine aus Charlottenburg treffen, die nett und brav Rede und Antwort steht. Weit gefehlt. Bettina Rust ist eine wirklich kluge, schnelle und stark humorvolle Person. Bei unserem Treffen vergangene Woche war ich tatsächlich mehr als begeistert. Eine menschliche Granate, die mein Herz im Sturm erobert hat. Von ihrer Hündin Elli (ihr kennt sie vielleicht aus „Stadt Rad Hund“ ) ganz zu schweigen.

Schön, Bettina Rust, der Fame ist also abgedeckt. Wer soll jetzt dazu?

Vor einigen Wochen erreichte mich über Facebook ein Gästevorschlag von meiner langjährigen Freundin Moni. „Guck mal, das ist ein Freund von mir, der hat ein ganz tolles Buch über seinen ‚Buddhawalk‘ geschrieben.“ Mein erster Gedanke (unter uns): Ja, nett, aber wo ist da der Fame? Bücher schreiben doch immer irgendwelche Leute. Da ich aber sofort ein schlechtes Gewissen kriege, rufe ich Moni an und sage ihr, dass ich einfach gerne Gäste mit echtem Fame haben will und dass das ja in dem Fall von ihrem Freund, Misha G. Schöneberg, oder wie er auch heiße, leider nicht so zutreffe.

Moni schickt mir tagsdrauf einfach einen Link. WOW, der war ganz eng mit Rio Reiser, hat sogar Songs geschrieben für Rio und Ton Steine Scherben und irgendwas ist da auch noch mit Leonard Cohen… DAS ist Fame und sofort hab ich Schiss, dass SOJEMAND, der gerade ein fulminantes Buch geschrieben hat (über was auch immer) ja vielleicht auf Lesetour ist und vielleicht gar keine Zeit hat in meine Show zu kommen.

In einem sehr zeitnahen Telefonat verspricht Moni ein gutes Wort für mich einzulegen und ich besorge mir mal vorsichtshalber die Lektüre. Ganz schön dick das Ding und das Orange des Buchcovers regt zunächst auch nicht gerade meine Leselust an. Am verregneten Sonntagnachmittag nach der Hörbar fasse ich mir ein Herz und schlage das Werk schließlich auf.

Simi scheint selig mit Misha G. Schöneberg

Gott sei Dank ist das Buch gut. Misha G. Schöneberg nimmt mich mit auf seine Wanderung: 1.500 Kilometer mit 220 buddhistischen Mönchen quer durch Indien zur Verbesserung des Karmas. Es ist wie ein Sog und es sogt so sehr, dass ich an diesem Sonntagabend sogar den Tatort verpasse.

SIMI WILL DIE 34.
Samstag, 07. Oktober 2017, 20.15 Uhr
Valtentin Stüberl Neukölln, Donaustraße 112